Wiederaufbau

Serie: Vor 125 Jahren – Helgoland ist deutsch!

Helgoland: Männer der ersten Stunde

März 1952 die Männer der ersten Stunde des WSA auf ihrem Wohnschiff im Südhafen (v. l.): Jonny Boymann (Slomper), Hermann Schier, Werner Siemens II, James (Simmi) Siemens.

Zum Wiederaufbau benutzt die Gemeinde Helgoland als Basis das Nord-Ost-Gelände. Auf den Fundamenten der ehemaligen Wirtschaftsgebäude errichten die „Männer der ersten Stunde“ – rund 20 Helgoländer Handwerker – die ersten Unterkünfte für die Bauarbeiter. Bis dahin fanden die Männer Unterschlupf in den Kellern der zerbombten Häuser. Wasser- und Stromversorgung waren zunächst das Hauptproblem. Aus den Ruinen des Wirtschaftsgebäudes entsteht später die legendäre Nord-Ost-Kantine.

Gesamte Ortsfläche auf vier Meter tief umgegraben

Zunächst versorgten die Helgoländer Fischer die kleine Truppe durch ihre Verbindungen mit dem Festland, bis schließlich eine kontinuierliche Versorgung eingerichtet war. Das Wasser-und-Schifffahrtsamt nutzt den Südhafen als Basis für die Aufbauentwicklung am Hafen zunächst durch ein Wohnschiff mit Kantine und Unterkünften, bis ein Barackenlager fertiggestellt war. Hier übernahm ab Tönning der Tonnenleger „Kapitän Meyer“ die Versorgung ihrer Männer. Da die Insel nicht nur im April 1945 völlig zerbombt wurde, sondern auch danach noch jahrelang als Bombenübungsziel benutzt wurde, vermutet man zahlreiche Blindgänger auch im ehemaligen Wohngebiet. Deshalb wird die gesamte Ortsfläche im Unterland und später im Oberland auf vier Meter umgegraben und von Blindgängern geräumt.

Insgesamt wurden dabei 700.000 Kubikmeter Bodenmasse und 35.000 Kubikmeter Trümmer bewegt. Es wurden 1.738 Blindgänger entdeckt und zusammen mit anderen 163.000 gefundenen Kampfmitteln entsorgt. Diese Räumungsarbeiten des Ortschaftgebietes waren 1958 schon abgeschlossen. Da schon 1953 die ersten Versuchshäuser in der Bremer Straße errichtet wurden, konnten die ersten Insulaner im Jahr darauf frühzeitig zurückgeführt werden. Schon im Sommer 1952 begann der Ausflugsverkehr nach Helgoland. Er weitete sich von Jahr zu Jahr weiter aus und in jedem Jahr setzten die Reedereien neue und immer größere Seebäderschiffe im Helgolandverkehr ein.

Nach und nach wurde die Infrastruktur verbessert: Es entstanden die Volksschule, ein Krankenhaus, das Kraftwerk, ein Altersheim, die Treppe zum Oberland und die evangelisch lutherische St. Nicolaikirche. Die Biologische Anstalt öffnet mit einem Schauaquarium und in den 1960er Jahren folgten das Rathaus, ein Lift zum Oberland und ein Postgebäude sowie das Meerwasserschwimmbad mit den Kurmittelanlagen. 1962 – zehn Jahre nach der Freigabe – wurde die Insel wieder offiziell Nordseeheilbad. 1.500 Kurgäste können wieder beherbergt werden, sie verzeichnet insgesamt 450.000 Besucher und 2.200 Insulaner sind auf ihre Insel zurückgekehrt.

(Gestaltung: Andreas Bubrowski)

Artikel zur Serie

  1. Vor 125 Jahren: Helgoland ist deutsch! (28.09.2015)
  2. Helgoland nach 1918: Insel wird als Seebad immer beliebter (17.10.2015)
  3. Nach Kriegsende: Helgoland – vogelfrei (13.12.2015)
  4. Wiederaufbau (20.02.2016)
  5. Wiederaufbau abgeschlossen (25.03.2016)
  6. Erste Baßtölpel am Klippenrand (09.04.2016)
  7. Neue Wege mit Windkraft und im Inselverkehr (01.05.2016)

Schreibe einen Kommentar