Vor 150 Jahren: Die zweite Seeschlacht bei Helgoland

Von Max Arnhold und Erich-Nummel Krüss

Der 9. Mai 1864 war für die Helgoländer ein ganz normaler Tag. Man wusste, dass Dänemark mit Preußen und Österreich im Krieg waren, wohl auch, dass der Krieg wahrscheinlich schon entschieden war, Jütland war bereits besetzt, die dänische Armee bei den Düppeler Schanzen geschlagen, ein Ende des Krieges stand kurz bevor. Die dänische Flotte kontrollierte jedoch die südliche Nordsee und blockierte den Handel mit den deutschen Häfen.

Fregatte „Schwarzenberg“ unter schwerem Beschuss. Grafik: gemeinfrei

Fregatte „Schwarzenberg“ unter schwerem Beschuss. Grafik: gemeinfrei

Die preußischen Schiffe waren nicht in der Lage dies zu verhindern und so erhielt die österreichische Flotte mit den Schiffen „Schwarzenberg“ und „Radetzky“ den Befehl von ihrer augenblicklichen Position im östlichen Mittelmeer zur deutschen Bucht zu versegeln. Das alles war aber für die Helgoländer nur von geringem Interesse, die Insel war englisch und in diesem Krieg nicht involviert.

Flottenverband von fünf Schiffen – nichts Außergewöhnliches

Seeschlacht wird von Helgoland aus beobachtet. Foto: Museum Helgoland

Seeschlacht wird von Helgoland aus beobachtet. Foto: Museum Helgoland

Hier hatte man ganz andere Sor­gen. 1863 wird Major Fitzharding Maxse Gouverneur und bereits im Januar 1864 erlässt er eine Verfas­sung, welche die Rechte der bisherigen Helgoländer Verwaltung erheblich eingrenzt. Privilegien, die Jahrhunderte gegolten hatten, wurden außer Kraft gesetzt. Die Bewohner liefen Sturm und wandten sich an das Kolonialamt in London. Als am Mittag von der Elbe in Richtung der Insel fahrend ein Flottenverband von fünf Schiffen gesichtet wurde, war dies nichts Außergewöhnliches. Interessant jedoch war, dass sich von Nordosten ebenfalls drei Schiffe näherten.

Kommodore Eduard Suenson. Grafik: Museum Helgoland

Kommodore Eduard Suenson. Grafik: Museum Helgoland

Vom Falm her erkannten Insulaner und Kur­gäste, dass sich die beiden Verbände auf­einander zu bewegten und es wurde ihnen klar, dass es zu einer kriegerischen Auseinander­setzung zwischen den verfeindeten Mächten kommen würde. Die Dänen mit zwei großen Dampffregatten, der „Nils Juel“ und „Juelland“ sowie der Korvette „Hejmdahl“, insgesamt etwa 700 Mann stark mit 16 bis 44 Kanonen unter der Leitung von Orlogskapitän Suenson, die Österreicher unter Führung des Konteradmirals Wilhelm v. Tegetthoff mit den beiden großen Dampffregatten „Schwarzenberg“ und „Radetzy“ mit je 400 bis 500 Mann mit 51 bzw. 37 Kanonen, vereint mit den zwei preußischen Kanonenbooten „Basilisk“ und „Blitz“ unter Dampfkraft und je vier Kanonen, sowie der Avisodampfer „Preußischer Adler“.

Der Angriff begann fünf Minuten vor 2 Uhr nachmittags. Er dauerte bis ein viertel vor 4 Uhr. Es war ein hartnäckiger Kampf. Der österreichischen Fregatte „Schwarzenberg“ wurde der Vordermast und die Takelung in Brand geschossen und der Bugspriet zersplittert. Hierauf liefen die vereinigten Schiffe nahe unserer Düne vor Anker. In der Nähe lag treibend die große englische Dampffregatte „Aurora“ mit fünfzig Kanonen und 550 Mann stark. Sie beobachtete den Kampf und sollte auch die Insel schützen. Der Mast der österreichischen Fregatte brannte noch um 10 Uhr abends. Um 10 ¼ Uhr haben sie den Mast gelöscht und unten weggekappt. Im Schiff selbst war auch Feuer. Die Dänen jedoch brachen den Kampf ab und fuhren nordwärts. Die vereinigten Preußen und Österreicher sind um Mitternacht nach Cuxhaven gefahren.

Admiral Tegetthoff. Grafik: Museum Helgoland

Admiral Tegetthoff. Grafik: Museum Helgoland

Auszug aus dem Augenzeugenbericht des Helgoländer Townclerks Heinrich Gätke in den „Hamburger Nachrichten“ vom 18. Mai 1864:

Die dänische Flotte räumte am Abend das Schlachtfeld und kehrte während der Dauer des Krieges nicht zurück, wohl aber beherrschten die deutschen Schiffe die Gewässer von Holland bis Skagen. Wie sehr die Dänen auch gelitten haben mögen – unbegreiflich bleibt es, dass sie keine letzte Anstrengung gemacht, ein günstigeres Resultat der Schlacht zu erringen; nicht der Ehre des Tages, sondern der weiteren Folgen halber, welche gerade jetzt ein solcher Schlag in den Verhandlungen der Londoner Konferenz zugunsten ihrer Sache hätte hervorbringen müssen. Die zweite dänische Fregatte und Korvette hätten noch eins oder das andere Kanonenboot abschneiden können – begnügten sich aber, denselben einige Schüsse aus großer Entfernung zu senden, worauf sie sich, ihrem Komodore folgend, nordwärts zurückzogen. Es dürfte vielleicht nicht überflüssig sein, schließlich zu bemerken, dass der Kampf in einer Entfernung von ungefähr 2 deutschen Meilen von Helgoland stattfand, dass somit eine Nähe des neutralen Wassers die Dänen nicht abhalten konnte, während des Brandes von „Schwarzenberg“ einen entscheidenden Schlag zu versuchen.

Die zerschossene SCHWARZENBERG wurde nach Cuxhaven (Alte Liebe) geschleppt. Grafik: Museum Helgoland

Die zerschossene SCHWARZENBERG wurde nach Cuxhaven (Alte Liebe) geschleppt. Grafik: Museum Helgoland

Verlust der Dänen an Toten und Verwundeten waren 53 Mann und die Österreicher haben 190 Mann verloren. Die Toten sind am folgenden Tag in Cuxhaven beerdigt worden. Die am nahen Kampf beteiligten Schiffe waren furchtbar zerschossen. Masten, Segelfetzen und viel Holz trieb hier herum. Unser Doktor (Ruge) wurde auf Befehl des Gouverneurs herausgeschickt, um Verwundeten zu helfen. da viele verstümmelt waren, war der Anblick schrecklich. An den Seiten der Schiffe Gebein und Blut. Vier Wochen darauf war Waffenstillstand.

Gedenkstein. Foto: H.P. Holtmann

Gedenkstein. Foto: H.P. Holtmann

Die Dänen konnten das Gefecht für sich entscheiden, denn die Öster­reicher gaben den Kampf auf, nach­dem der Vormast der „Schwar­zen­berg“ in Brand geschossen wurde. Ihnen und ihrem Kommodore Suenson wurde in Dänemark ein begeisterter Empfang bereitet. In Österreich und Preußen feierte man aber Admiral Wilhelm v. Tegetthoff als den großen Sieger und Held dieser Schlacht. Denkmäler und Ehren­tafeln in Cuxhaven und Hamburg sollen an dieses denkwürdige Ereignis erinnern. Auf dem Friedhof der Namenlosen auf der Helgoländer Düne wurde 1982 von der Marine­kameradschaft Helgoland der alte, durch Kriegseinwirkung verschüttete Gedenkstein durch eine neue Ehrentafel ersetzt.

(Gestaltung: Andreas Bubrowski)

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