Von Erich-Nummel Krüss
Der 18. April 1945 war der schicksalhafteste Tag in der Geschichte Helgolands und seiner Insulaner. Denn vor 70 Jahren, drei Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, wurde die Insel Helgoland von 981 Bombern der britischen Royal Air Force in drei Wellen angegriffen und innerhalb einer Stunde und 44 Minuten in Schutt und Asche gelegt. Obwohl das Überleben der Insulaner in den Schutzräumen nicht gefährdet war – es starben 128 Personen, darunter 12 Zivilpersonen – waren es zwei nicht enden wollende grauenvolle Stunden in den Bunkern. Das immer wieder heran rollende Grollen der Angriffswellen, die Erschütterungen des Felsens, der Lichtausfall, das Schreien und Weinen von Kindern und Erwachsenen werden alle Beteiligten nie vergessen. Als der Alptraum vorüber war und die Bunkertüren geöffnet wurden, wusste man, denn der Geruch der Trümmer und die riesigen Staubwolken ließen es erahnen: Die Insel war total verwüstet.
Aber es war noch nicht vorbei. Auch am nächsten Tag flogen die Bomber wieder einen Angriff. Mit ihren sogenannten Tall Boys (10-Tonnen-Bomben) vernichteten die Briten die Festung Helgoland endgültig. Die Evakuierung der Inselbevölkerung wurde befohlen, da es keine Möglichkeit gab, weiterhin auf der Insel zu leben. Aufgrund der zweiten Attacke verschob man die Evakuierung auf den 20. April. Zwei Nächte und Tage harrte man in den engen Luftschutzbunkern aus, bis der Exodus begann. Nur was man tragen konnte, durfte mitgenommen werden. Wie schon im Ersten Weltkrieg, wurden die Helgoländer, nun schon zum zweiten Mal in der Geschichte Helgolands, aus ihrer Heimat vertrieben.
1914 bis 1918 waren es vier Jahre in der Fremde, dieses Mal dauerte es sieben Jahre, bis die Insel wieder besiedelt werden durfte, aber zunächst musste dieses große Trümmerfeld wieder bewohnbar gemacht werden. Es waren nicht nur die schweren Bombenschäden vom April 1945, sondern vor allem die verheerenden Sprengungen an der Südspitze, der Nordspitze und dem Felseneck im Jahre 1947 und die darauf folgenden Übungsbombenabwürfe der Royal Air Force bis in den Februar 1952 hinein, so dass die Aufbauarbeiten fast unmöglich erschienen und allen Beteiligten vor große Herausforderungen stellten.
Trotzdem konnten die ersten Insulaner schon 1954 zurückgeführt werden. Doch es dauerte noch 13 Jahre, bis auch die letzten Helgoländer 1967 wieder auf ihrer Insel vereint waren. Die Bombardierung am 18. April 1945 ging als Double Blow und der Big Bang am 18. April 1947 als „größte nicht nukleare Sprengung“ in die Geschichte ein.
(Gestaltung: Andreas Bubrowski)